Gut schlafen trotz Wüstenhitze: Lernen von den Wüstenvölkern
"Die Wege der Weisheit führen durch die Wüste" lautet ein Sprichwort der Tuareg. Die Nomadenvölker Nordafrikas meistern ihr Leben in der extremen Hitze und unter den lebensfeindlichen Bedingungen der Sahara. Von den Beduinen und Tuareg können wir einiges lernen – auch für guten Schlaf in den mittlerweile auch bei uns sehr heißen Sommernächten.
Träumende Tuareg
Für die Tuareg sind Träume heilig. Sie glauben fest daran, dass Träume eine Quelle für Informationen über die Zukunft sind und dass sie Antworten liefern auf Fragen, die uns gerade umtreiben. Eine gute Schlafqualität hat daher traditionell einen hohen Stellenwert. Und obwohl sie in der Wüste leben, haben die Nomaden eine tiefe Abneigung gegenüber der Hitze. Diese störe die wertvollen, guten Träume. Zur Erholung suchen sich die Tuareg daher Plätze mit kühlender Luft. Ihre Zelte sind während der heißen Tageszeit so aufgebaut, dass sie an den unteren Enden offen sind, also stets erfrischende Zugluft und Schatten spenden. Der Tuareg-Tipp für unsere sommerlich warmen Schlafzimmer ist also frische, kühlende Luft. In drückend heißen Nächten, wo die ideale Schlaftemperatur von etwa 20 Grad nicht gehalten werden kann, hilft moderne Technik: Ventilatoren erzeugen künstlich den erfrischenden Luftzug. Aber Achtung: Nicht direkt auf das Bett richten, sonst droht am nächsten Morgen ein steifer Nacken.
Möchte man dem Glauben der Tuareg weiter Gehör schenken, sollten wir auch „böse“ Träume vermeiden. Alpträume oder traumlose Nächte weisen in der Kultur der Tuareg auf gesundheitliche oder psychische Probleme hin. Träumen wir gar von Tod oder Krankheit, gilt das als schlechtes Omen und Bote für drohendes Unheil. Wer genauer hinschaut, erkennt, dass das nicht nur Aberglaube ist: Tatsächlich sind bei Schlafstörungen und einer schlechten Schlafqualität unsere Schlafphasen meist derart gestört, dass wir weniger träumen. Betroffene von gefährlichem Schnarchen mit Atemaussetzern (obstruktive Schlafapnoe) berichten obendrein vermehrt von Alpträumen, in denen sie ersticken oder ertrinken, wenn sie durch die Atemaussetzer aufwachen. Gesunder Schlaf – ohne Schnarchen oder weitere Schlafstörer – ist maßgeblich für unsere körperliche und geistige Gesundheit.
Abkühlen nach Beduinen-Art
Auch die Beduinen nutzen die kühlende Wirkung von Luftzügen. Ihre Camps errichten sie meist oben auf einem Dünenkamm, wo es am windigsten ist. Doch in der Wüstenhitze verhalten sie sich komplett gegenläufig zu unserer deutschen Gewohnheit: Statt kalter Erfrischungen nehmen sie heiße Getränke und Mahlzeiten zu sich. Dieser Brauch wurde sogar wissenschaftlich untersucht: Bei niedriger Luftfeuchtigkeit lösen heiße Getränke eine Schweißreaktion aus, die den Körper auf natürliche Weise abkühlt. Kalte Getränke haben den gegenteiligen Effekt; die beabsichtigte kühlende Wirkung hebt sich sogar auf. Koffeinfreier Tee oder heißes Wasser und warme, flüssigkeitsreiche Mahlzeiten wie Suppen am Abend helfen somit, den Körper für das bevorstehende Schlummern abzukühlen – gerade in Kombination mit einer erfrischenden Brise.
Hier noch ein Fun-Fact zum Abschluss:
Die Nomadenvölker Nordafrikas nutzen bereits Wasserbetten, lange bevor sie bei uns in Mode kamen. Auf den Rücken der Kamele führen sie meist Wassersäcke aus Ziegenleder mit, die als wichtige Wasserreserve auf ihren staubtrockenen Reisen dienen. Die Wüstensonne erhitzt das enthaltene Wasser im Laufe des Tages, so dass sie in den sehr kühlen Nächten der Sahara zu einem wärmenden Schlafplatz umfunktioniert werden können. OK, diese gigantischen Wärmflaschen sind nicht gerade eine Traumvorstellung, wenn man in einem Bett bei deutscher Sommerhitze liegt. Beim Gedanken an guten Schlaf im kommenden Winter klingt die Vorstellung jedoch verlockend.
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Quellen:
Dragani A (2018), Hays J (2018), Hays J (2012), Bain AR, Lesperance NC & Jay O (2012), Wikipedia (2021)